31.12.2012
Auch im zehnten Jahr furios und mitreißend
Wie die Coffee House Jazzband drei Stunden musiziert und dabei den Swing entdeckt
Von Jürgen Schoormann
Zunächst war es wie immer: Zum zehnten Mal riefen Alfred Finke und seine sechs musikalischen Freunde ins LaLu in den Hamelner HefeHof zum „Konzert zwischen den Jahren“. Und wie immer war es dort am Freitagabend rappelvoll und urgemütlich. Ein Oldtimer-Hit folgte dem anderen, aufpoliert allerdings durch neue Arrangements, bei denen Banjo, Gitarre und Gesang (Frank Stuckenberg) sowie Saxofone und Klarinette (Ulli Gehl) Glanzlichter setzten. Ein erster Höhepunkt: „Buddy Bolden Blues“ mit schönen Soli von Trompete (Rainer Topp) und Klarinette. Und dann ging es Schlag auf Schlag: von New Orleans über Chicago nach San Franzisco und wieder zurück in die Basin Street mit dem berühmten Posaunen –Intro (Alfred Finke). Insgesamt über drei Stunden traditioneller Jazz vom Feinsten.
Aber es gab in diesem Jahr auch einige Neuerungen. So hatte jeder der sieben Musiker
Einen Wunschtitel vorbereitet, bei dem er in einem ausführlichen Part solistisch glänzen konnte. Udo Apportin eröffnete den Reigen am Bass mit „New Orleans“, Rainer Topp hatte Lester Youngs „Blue Lester“ gewählt und damit auch gleich eine weitere Neuerung Offenbart: Die Band bewegt sich bei einigen Titeln inzwischen in Richtung Swing, wobei die akustische Gitarre dann das Banjo ablöst. Ganz deutlich wurde diese stylistische Erweiterung beim Swing-Medley Eckhard Wunrams am Piano. Hier hätte ich mir allerdings ein echtes Klavier gewünscht statt des immer etwas spärlich klingenden keybords. Ulli Schmöe nutzte die Gelegenheit zu einem ausführlichen Schlagzeugsolo und behauptete dabei eindrucksvoll „I´ve Found A New Baby“. Ulli Gehl blies sehr gefühlvoll „Over The Rainbow“, und Frank Stuckenberg führte uns mit Banjo und Gesang und dem Titel „San Franzisco Bay Blues“ an die Westküste, nur begleitet von Bass und Schlagzeug. Alfred Finke beendete den Reigen der Wunschtitel mit einem schönen Posaunen-Part und Nils Landgrens Komposition „Joe´s Moonblues“.
Ganz zum Schluss betraten zwei Überraschungsgäste die Bühne: Eckhard Wilanek (Gitarre) und Werner Fischer (Kornett). Sie sorgten zusammen mit dem Coffeehouse-Septett für einen furiosen Abschluss dieses mitreißenden Konzerts.
DWZ, 31. Dezember 2012